Den Begriff Lernwörter hört man bereits im Studium mehrmals in verschiedenen Aussagen und Begriffen:
- Lernwörtertraining
- Lernwörteransage
- Lernwortsätze
- Jede Woche brauchst du neue Lernwörter!
- Übt die Lernwörter!
- Lernwörterfrühstück
- Lernwörterfaltblatt
- Lernwörterheft/-mappe
All diese Begriffe schwirren uns im Kopf herum, werden allerdings nie genauer beschrieben und erklärt, weder im Theoriestudium, noch (meist) in der Praxis. Also reimt sich jeder Lehrer für sich zusammen, wie er die ach so wichtigen Lernwörter üben könnte.
Dabei stellen sich mehrere Fragen: Wie viele Lernwörter? Woher nehme ich die Lernwörter? Brauche ich jede Woche neue? Prüfe ich sie ab? Wie überprüfe ich sie? Wie führe ich sie ein? Wie sollen die Kinder die Lernwörter üben?
Ich muss schon einmal vorweg nehmen: Ich habe keine generell RICHTIGE Antwort, die gibt es nämlich nicht. Natürlich ist jede Klasse verschieden. Somit halte ich auch nicht viel von einem Plan, den man sich vorab festlegt, welche Lernwörter in welcher Woche zu üben sind. Ich finde, man sollte immer relativ spontan und aus der Situation agieren und auf die Kinder eingehen.
Ich beschreibe euch nun lediglich verschiedene Zugänge, wie ich sie gerne anwende. Heute geht es allerdings lediglich um die Erarbeitung der Lernwörter, sowie die Auswahl dieser. Das Lernwörtertraining folgt an einem anderen Themenfreitag, da es sonst zu umfangreich werden würde.
Auswahl der Lernwörter
Wie komme ich nun zu den RICHTIGEN Lernwörtern, die meine Kinder unbedingt können müssen? Im Internet findet man Listen, auf denen man sich die häufigsten Wörter im deutschen Sprachgebrauch ansehen kann. Viele Lehrerinnen nehmen sich diese Listen zur Hand, wenn sie die Lernwörter der nächsten Woche planen. Das finde ich ansich ja gar nicht schlecht! Manchmal denkt man einfach an gewisse Wörter nicht, die die Kinder aber oftmals falsch schreiben würden.
Ich gehe bei der Planung folgendermaßen vor und stelle mir vorab diese Fragen:
- "Welche Wörter brauche ich in der nächsten Woche, die Stolpersteine darstellen könnten"
Hier spreche ich vor allem davon, wenn ich mit gewissen Wochenthemen aktiv arbeite (zb.: Thema Bauernhof - da kommt sicher das Wort "Kuh" früher oder später auf, wobei das stumme H für Fehler sorgen wird). Bedenkt auch vor allem die kommenden Schularbeiten und beginnt schon mehrere Wochen davor mit passenden Lernwörtern (z.B.: Personenbeschreibung - "trägt" wird häufig zu "tregt", "Pullover", "T-Shirt",...).
- "Wie viele Wörter brauche ich wirklich, ohne die Kinder zu überfordern."
Weniger ist mehr! Ich würde, egal in welchem Alter, nie mehr als 10 Lernwörter nehmen. Qualität vor Quantität ist hier ein guter Leitsatz, denn: Je mehr Wörter man die Kinder in einer Woche üben lässt, desto geringer ist der Lerneffekt für die einzelnen Wörter. Ich persönlich hatte immer 4-5 Lernwörter in der ersten Klasse und die folgenden Jahre zwischen 6 und 8. Außerdem habe ich immer auf die Schwierigkeit der Begriffe geschaut und weniger Worte angeboten, wenn sie besonders lang und knifflig waren.
- "Welche Wörter schreiben die Kinder noch immer oder immer wieder falsch."
Natürlich kommt es oft vor, dass Wörter, die schon einmal Lernwörter waren, wieder falsch geschrieben werden. Hier bitte: NEHMT SIE GERNE WIEDER IN DER NÄCHSTEN WOCHE MIT DAZU!
Ihr kennt eure Kinder am besten und lest jeden Tag ihre Geschichten, Texte, Sätze, Hausübungen,... Fällt euch da auf, dass ein bestimmter Fehler häufig auftritt, kann ich euch folgenden Rat geben: Habt immer ein Postit einer bestimmten Farbe auf eurer Schreibtischunterlage kleben. Fällt euch ein Wort auf, notiert es euch. So sammelt ihr nebenbei immer mehr Fehlerwörter eurer Klasse und könnt diese dann einbauen. Oft vergisst man die Fehler, wenn man sich die Lernwörter zusammensucht.
Wie erarbeite ich die Lernwörter richtig?
Ein RICHTIG gibt es auch hier nicht. Ihr müsst für euch und eure Klasse das richtige System finden. Auch hier biete ich euch eine Auswahl an Ideen, wie ich sie in meinen Klassen bisher angewandt habe.
- Rätselfragen
Die Lehrerin stellt sich zur Tafel und hält in der Hand einen Zettel mit den Lernwörtern der Woche. Sie stellt zu jedem Lernwort ein Rätsel.
"Ich bin ein Mensch. Ich habe übergroße Schuhe. Die Leute lachen, wenn sie mich sehen. Ich habe eine rote Nase."
"Ich bin ein Verb. Ich gehöre zur Wortfamilie GEHEN. Ich bewege mich schnell. Es ist immer nur ein Fuß dabei am Boden."
Die Kinder dürfen aufzeigen, wenn sie die Antwort glauben zu wissen. Findet ein Kind die richtige Lösung, darf es das Wort (bei Nomen samt Begleiter) an die Tafel/an das Smartboard schreiben. Hier passieren oft Fehler - z.B.:
"die Klaun" - Lehrerin: "Wer weiß, welche Artikel hier eigentlich stehen sollte?" "Das Wort ist besonders schwierig, deshalb ist es unser Lernwort. Ich glaube als Klasse schaffen wir es, das Wort richtig zu schreiben. Wer hat eine Idee, was wir ausbessern könnten?" So werden immer mehr Ideen aufkommen. Sollte es zu lange dauern, werden die Wörterbücher geholt, bis das richtige Wort an der Tafel steht: "DER CLOWN".
Ich persönlich finde es nicht schlimm, wenn anfangs ein falsches Wort an der Tafel steht, da die gesamte Klasse am richtigen Aufbau zusammenarbeitet. Falsche Schreibweisen werden ausgebessert und besprochen, außerdem wird auch auf Besonderheiten hingewiesen.
- Rätselfragen von Kindern
Macht man dieses Spiel schon länger, kann man auch Kindern die Moderatorenaufgabe übergeben. So hat man auch gleich das Umschreiben eines Begriffes geübt und bringt mehr Abwechslung in solche Stunden.
- Wortarten
Alle Lernwörter, die korrekt an der Tafel aufgeschrieben stehen, werden mit einem Farbpunkt gekennzeichnet. Die Lehrerin fragt: "Welche Wortart haben wir hier und woran erkennst du das?"
Das mache ich wirklich JEDE WOCHE! Ich finde es sehr wichtig, dass bei wirklich jedem Wort nochmal wiederholt wird, dass das ein Nomen ist, weil es einen Artikel hat und groß geschrieben wird. Wörter, die nicht als Adjektiv, Verb oder Nomen erkannt werden, werden bei uns gelb markiert (zB.: Fragewörter).
- Hangman
Auch das bekannte Hangman Spiel kann man für die Erarbeitung heranziehen. Die Kinder erraten einzelne Buchstaben und bauen so das Lernwort zusammen. Ich verwende dazu allerdings keinen hängenden Menschen, sondern eine Blume mit 7 Blütenblättern.
- Buchstabensalat
Gelegentlich habe ich auch die Buchstaben des Lernwortes gemischt an die Tafel geschrieben und die Kinder raten lassen, um welches Wort es sich handelt.
- Bilder
Hat man ein Smartboard, kann man alternativ auch Bilder herzeigen und die Kinder das Wort an die Tafel schreiben lassen. Auch hier werden wieder gemeinsam Fehler gesucht.
Für die Erarbeiung der Lernwörter nehme ich mir immer eine ganze Stunde am Montag Zeit. Meist bleibt nach der Besprechung noch ein kleine Zeitfenster, indem ich (je nach Klasse) gemeinsam Lernwortsätze formuliere, oder die Kinder selbst Sätze schreiben lasse. Für die folgenden Tage gibt es dann Übungen, auf die ich an einem anderen Themenfreitag eingehen werde.
Ich hoffe ich konnte euch einige Ideen für eine abwechslungsreiche Erarbeitung aufzeigen. Gerne könnt ihr auch für andere Leser in den Kommentaren eure Ideen hinterlassen. So könnte eine kleine Ideensammlung entstehen :)
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